New York, 5.Tag, Montag 13.12.2010
|[picasaView album=’NYC05′ directview] Der sehr frische und knackige Morgen startete diesmal wieder in unserer bevorzugten Frühstücksoase Ottomanelli gegenüber des Amsterdamer Gourmet-Tempels. Die Dienstleister hinter dem Tresen, die sich noch schlechter und undeutlicher der englischen Sprache bedienten als wir, waren inzwischen gut gebrieft von den komischen Frühstückssitten der alten Welt aus Europa.
Mutiger geworden, erlaubte ich mir zwei Croissants und eine Portion Marmelade (( der radebrechende Dienstleister sagte “Jelly” dazu )) zu bestellen. Das Ergebnis kam meinem Wunsch schon fast sehr nahe: Ich bekam zwei Croissants und noch ein drittes Croissant, dies allerdings aufgeschnitten und mit Marmelade gefüllt. Egal, der frisch gepresste Orangensaft und der getoastete Bagel schmeckten vorzüglich und die leichten Verständigungsprobleme waren sofort gegessen. Nachdem wir die Papierreste, Plaste-Besteck und Papp-Becher in den Eimer geschmissen hatten, wollten wir die Tabletts wieder zurückstellen. Mit einer verachtenden Geste bedeutete man uns, dass wir wirklich alles und besonders sehr gerne auch das Tablett in den Schlund des Eimers stopfen sollten. Ob da jetzt im Keller unterbezahlte Arbeitskräfte die Tabletts wieder aussortieren und in den Kreislauf wieder eingliedern, kann ich jetzt nicht sagen, aber da in meiner Erinnerung die Oberflächen nicht mehr ganz neuwertig waren, könnte das durchaus der Fall sein.
Wir stiegen wieder hinab in die Subway und fuhren mit 1er Linie zur Haltestelle Cortlandt Street/West Broadway, doch die war TEMPORARILY CLOSED. Also mussten wir weiter zur Rector Street fahren und gingen von dort an der Trinity Church vorbei zur Wallstreet. Bis zum Ground Zero war es nicht mehr weit, es ging vorbei an alten Bürohochhäusern und ein geschäftiger Baulärm begann sich langsam aus dem Hintergrund immer mehr in den Vordergrund zu drängen. Es empfing uns ein metallisches Hämmern und Klopfen untermalt vom elektrischen Gesurre der Baukräne und als hallendes Echo von den umstehenden Hochhäusern wieder zurückgeworfen und verstärkt. Der komplette Ground Zero war umsäumt von Bauzäunen und behängt durch bedruckte Planen, die das unansehnliche Loch vor neugierigen Blicken schützen sollten. (( http://www.wtc.com )). Der 1WTC, ehemals Freedom Tower genannte größte Turm des neuen World Trade Centers, war schon fast bis zur Hälfte hochgezogen und spiegelte sich in der Fassade des 7WTC. Es ging kurz ins Kaufhaus Century 21 (( http://www.c21stores.com/location_manhattan.html )) wo wir sehr notgedrungen einen Ort suchten um unsere Notdurft zu verrichten. Die Angestellten schienen selbst nicht so genau zu wissen, wo die Nasszellen waren und schickten uns mal in den ersten Stock, dann wieder ins Basement, und dort wieder von einer Ecke in die andere. Entweder wollte man uns keine Erleichterung gönnen oder man wollte sicher den Kunden zielgerichtet an allen möglichen Wühltischen vorbeilotsen. Man bekommt dort Markenklamotten, aber dafür mit unangenehmer Wühltischatmosphäre begleitet von ruppigem Körperkontakt untermalt von vielen “excuse me”. was uns veranlasste sofort diesen Tempel der Marktwirtschaft genervt zu verlassen.
Es ging dann weiter zur Brooklyn Bridge, deren Stahlträger momentan ab der Hälfte in Richtung Brookly eingehaust waren. Also gingen wir nur bis zur Mitte, genossen den frostigen Ausblick und ließen uns von den vielen abgespannten Stahlseilen beeindrucken, die spaghettigleich aus den Halterungen quollen.
Wir bestaunten wir noch die geschwungene, gedrehte Fassade des faszinierenden Beekman-Towers, links der Brücke, entworfen von Frank Gehry ((Spiegel Online, 18.02.2011 über Frank Gehry und den Tower )), und gingen bei schneidig kaltem Wind weiter nach rechts in Richtung China Town. Plötzlich änderte sich wieder das Stadtbild und irgendwie hatte man das Gefühl, plötzlich um 20cm gewachsen zu sein. Das lag eindeutig an den vielen Asiaten die sich plötzlich um uns herum wie Ameisen tummelten und das Gefühl vermittelten, eher in China als in Manhattan zu sein. Die skuril anmutenden aufgespannten Entenkörper in der Auslage, für mich irgendwie sehr irritierend, luden den gemeinen Asiaten in die verschiedenen Lokale zum Essen ein. Da ich diese Insel-Gesellschaft auf Manhattan, ihre Regeln, Gebräuche und Gesetze nicht kenne, will ich mir aber nicht anmaßen, darüber zu urteilen, und wir beschlossen, trotz der sehr chinesischen Schaufensterdekoration ein Lokal anzutesten, zumal wir inzwischen auch gut hungrig waren. Klaus erzählte, dass er sowas in Thailand gegessen hätte, und übernahm den Bestellvorgang, an den ich mich einfach mit “me to” anhängte. “Wird scho passen” dachte ich mir, als ich lautes Gehacke von der Theke hörte und prompt auch sogleich zwei Teller mit großen Reishaufen und zerhackter Ente darauf auf unseren Tisch kamen. Die Suppe vorher schmeckte irgendwie “nierig” wenn man sich vorstellen kann, dass die Niere schlecht gespült wurde. Die Ente schmeckte vorzüglich, doch ein spitzer Knochen, der sich plötzlich im Mund querstellte, gemahnte zur Vorsicht mit der Benutzung der Kaumuskulatur. Eigentlich waren fast nur Knochen im Mund und mir wurde klar, dass die Ente nicht ausgelöst wurde, sondern komplett mit den Knochen zerhackt auf den Reisteller kam. Irgendwie fehlte mir die Technik mit so speziellen Speisen umzugehen, und die Ausbeute von verwertbarem Fleisch fiel sehr gering aus, was sich als “abgekaute” Knochenreste so auf dem Teller zwischen dem Reis endlagerte war nicht wirklich ansehlich, aber immerhin machte der Anblick schlagartig satt, oder gab eher das Signal an den Magen -> Stop! Gut, für 4$ waren wir zumindest optisch sehr gesättigt und der Magen knurrte nicht mehr, egal aus welchem Grund auch immer.
Das nächste Ziel war das Flat Iron Building, dieses sehr spitz zulaufende Hochhaus an der Ecke 5th Avenue und Broadway sieht in natura, wenn man davor steht einfach noch unwirklicher und extremer aus, als es auf den Bildern je erscheinen kann. Wie eine riesige schmale Kulissenwand ragt die Fassade vor einem hoch und man vermutete auch schon fast die rückwärtigen Streben des Holzverbaues, wenn man an der schmalen Front ums Eck geht. Als eines der ältesten Hochhäuser Manhattans prophezeiten Fachleute schon bald ein Umkippen, ob des schmalen Grundrisses und der auftretenden Winde zwischen den engen Strassen.
Wir gingen weiter den Broadway entlang bis zur Ecke 34. Strasse zum Herald Square, und statteten dem Macy’s einen Besuch ab, dem größten Kaufhaus der Welt (( so sagt es die Werbung )) Dort bestaunten wir eine sehr alte Rolltreppe aus Holz, gebaut 1927. Das Macy’s ist ein Kaufhaus mit dem typischen klassischen Layout der alten ehrenwerten Kaufhäuser aus dem frühen letzten Jahrhundert: Stockwerke, mit nicht zu hohen Decken, und mit Verkaufsquadern der verschiedenen Güter. Eigentlich nicht sehr hell und freundlich und sehr unübersichtlich, genauso wie das erneute Auffinden der Restrooms. Wir liefen noch ca. 10 Blocks weiter bis zum Times Square und beschlossen diesmal unser Glück mit dem Steak-Haus, wo uns am Samstag eine 30m lange Menschenschlange (( It’s worth every Minute )) davon abhielt, die kulinarischen Ergüsse zu testen. Hier fehlt was Wir bekamen dann auch gleich einen Platz zugewiesen und tranken frisches Budweiser vom Fass, was uns aus eisbecherartigen riesigen dickwandigen Plastikbechern kredenzt wurde. Auf meine Bemerkung hin, dass man in Deutschland aus solchen Bechern Eis serviert bekommt, lachte die Bedienung wissend und meinte dass es hier eben anders wäre, und das Bier am Oktoberfest eh besser wäre. Wir ließen uns zu Startern (( http://dallasbbq.com/starters )) , also Vorspeisen überreden und ich entschied mich für ein NY Cut Sirloin Steak (( http://dallasbbq.com/steak )) . Die Bedienung schaute uns ungläubig an, als wir meinten, dass das alles sei und zog verwundert von dannen. Als wir die Nachbarstische so beobachteten, wurde uns der kritische Blick der Bedienung allerdings klar. Neben jedem Tisch wurde ein Beistelltischchen gestellt worauf man Riesenteller mit Bergen vom Pommes, Burgern, Wings, Spare-Rips stellte, da auf dem Tisch kein Platz gewesen wäre. Dann stopften sich unsere Nachbarn ziemlich widerlich die Teile irgendwie in die Kauleiste, lasen nebenbei in ihrem Smartphone; Essensstücke die auf dem Boden kullerten hätten ganze Rudel von Hunden ernährt.
Nach dem Verlassen des Tisches tanzte umgehend eine ganze Putz-Brigade an und wischte ganz flink das Hundefutter vom Boden und den restlichen hinterlassenen Schweinetrog wieder sauber. Nach nicht einmal zwei Minuten wurden bereits die nächsten Gäste zum inzwischen wieder “sauberen” Tisch geleitet. Mein 300 Gramm Sirloin Steak war dann auch beerdigt unter einem Berg von Pommes und auch ausreichend groß für mich. Wir beeilten uns dann und ich beschloß den Nachtisch beim Cold Stone (( http://www.coldstonecreamery.com/icecream/signature_creations.html )) nebenan zu kaufen, wie man mir im Steakhaus empfahl.
In diesem Eis-Salon konnte man sich eine Portion Eis auswählen, wobei die kleinste Portion etwa drei prallen Kugeln bei uns entspricht. Dieses Eis wird dann auf einer kalten Steinplatte, mit wählbaren frischen Zutaten vermischt. Zur Auswahl standen Bananenstücke, verschiedene Beerensorten, Nüsse und andere Früchte. Oder man greift auf fertige Kompositionen zurück, was den Vorgang deutlich beschleunigte, da der schiere Sortenreichtum einfach überwältigend ist.
Mit satten Mägen spazierten wir wieder zur Subway und fuhren zu unserer Home-Base um noch ums Eck bei La Grolla einen leckeren Espresso mit perfekter Crema aus diesmal sehr gerne dickwandigen kleinen Tassen als Betthupferl zu genießen.