ADAC eRallye Tag 5 – Die Historische

Tag 5, Do. 27.09.2012/135,6 km
Meran – St. Leonhard in Passeier – Jaufenpass – Brixen – Bozen/Safety Park

Die Historische

Route über Jaufenpass und Brixen
Route über Jaufenpass und Brixen

Diesmal war das Frühstück um 07:00 Uhr. Etwas weniger früh aufstehen und duschen. Dann Frühstück, Briefing, restliche Sachen packen und in der Lobby abgeben und los ging es schon.
Die letzte Strecke unserer Tour sollte uns zum Kloster Neustift bei Brixen und später zurück zum Safety Park in Bozen führen.
Vorher aber wollte der Jaufenpass elektrisch bezwungen werden. Gleichzeitig war dies noch die Wertungsprüfung. Diesmal wollten wir nicht zu langsam sein und da wir eh keine Chance mehr hatten auf irgendeine gute Platzierung, beschloss ich den Peugeot mal richtig stramm zu testen, und alles Gelernte über das E-Auto-Fahren über Bord zu schmeißen.
Der iOn hat ein sehr gutmütiges Fahrverhalten und die anfängliche Angst vor dem Umkippen wich mit der Zeit immer mehr dem Vertrauen an die sehr gutmütig untersteuernde Fahrwerksauslegung. So prügelte ich den Peugeot hoch, was der Akku so an Saft zu vor uns gestarteten Ampera aufliefen, kriegte die Fahrerin einen Schreck und begann das Leistungsplus des Amperas zu nutzen und ein Vorbeikommen war somit unmöglich oder zu gefährlich. Bald schoben wir den Ampera vor uns her, bis wir auf den nächsten Ampera aufliefen, der auch sofort wieder flotter fuhr. Von einem popeligen Peugeot überholt zu werden, das ging mal gar nicht für einen Ampera. Plötzlich tauchte eine Nebelwand vor uns auf. Sichtweite maximal 15m. Es machte sich bezahlt, soviel Zeitguthaben ‚rausgefahren zu haben, denn unsere Geschwindigkeit sank fast bis auf Schritttempo. Wir hielten sogar fast über 2 min an, da wir immer noch zu schnell unterwegs waren.
Da wir keine Heizung anmachen wollten, war es widerlich kalt auf dem Weg zum Pass. Immer wieder beschlugen die Scheiben und wir mussten die Lüftung anmachen, was natürlich noch mehr Kälte ins Fahrzeug brachte. Die Heizung blieb aber aus, wir wollten ja Energie sparen. Diesmal waren wir aber (endlich einmal!) viel zu schnell bei der Prüfung. Hätten wir noch ein wenig länger gewartet, wir hätten… ach, hätte, hätte. Es hat extrem Spaß gemacht den iOn wie einen normalen PKW mit Verbennungsmotor hoch auf den Pass zu jagen. Oben angekommen, blinkte das Akkusymbol schon panisch, die Restreichweitenanzeige stand noch bei 5 km. Ab 4 km geht der iOn in einen Kriechmodus, der es einem ermöglichen soll, eine sichere Haltestelle zu suchen. Aber das störte uns dann nicht mehr. Der Akku war zwar auf zwei von 16 Balken herunter, aber von nun an ging es nur noch bergab. Bis zum Kloster Neustift hatten wir wieder zwei Balken rekuperiert und rund 28 km Restreichweite auf der Uhr. Das ist das praktische an Elektrofahrzeugen mit guter Regelung; es wäre bei einem Verbrennungsmotor so, als würde sich der Tank nach einer langen Bergabfahrt wieder selbst mit ein paar Litern Treibstoff befüllen. Man sollte aber generell den Berg nicht hochheizen, auch wenn der durchzugsstarke Elektromotor dazu animiert. Dafür spart man den Berg runter viel Energie und kann diese sogar noch zurückgewinnen und wieder in die Akkus pumpen. Die letzten 10km nervte mich die beschlagene Heckscheibe so dermaßen, dass ich großzügig die Heckscheibenheizung einschaltete. Ich wollte testen, in wie weit sich das auf die Reichweite auswirkt. In unserem Fall nicht merkbar für die letzten 10km!
Im Kloster Neustift ((http://www.kloster-neustift.it/de/orden-kloster.html)) angekommen, warteten auf dem Vorplatz die Ladeplätze für die Autos. In der Mitte gab es einen Springbrunnen, der ebenerdig in den Boden eingelassen war und mich sehr verführte mit dem Peugeot darüber zu fahren, um die Wasserverträglichkeit zu testen. Als die Augen der Peugeot-Leute immer größer wurden und die Münder nach unten klappten, ließ ich von meinem angedeuteten Vorhaben doch noch ab und umkurvte den Wasserstrahl doch noch ganz knapp.
Im Kloster Neustift erwartete uns eine zweiteilige Führung.
Der erste Teil führte uns durch das Weingut, an die Weinberge, in die Kellerei und durch den Weinkeller. Der zweite Teil ging durch das Kloster selber, seine Bibliothek mit hunderte Jahre alten Büchern und durch die Kapelle und den Kreuzgang. Nach einer kleinen musikalischen Einlage eines der Teilnehmer ging es weiter zum Mittagessen in den Stiftskeller ((http://www.kloster-neustift.it/de/stiftskellerei/stiftskeller.html))
Man merkte den Mitfahrern förmlich an, dass es der letzte Tag war. Alle waren super entspannt und hatten plötzlich viel Zeit. Vorbei war die Hektik und der Stress der Tour. Das Mittagessen bestand aus einer Platte mit örtlichen Spezialitäten, hauptsächlich Wurst, Schinken und Käse. Zum Nachtisch gab es zwei Stücke Kuchen. Ein Buchweizenstück mit Preiselbeermarmeladenfüllung und ein Sachertortenstückchen. Alles wie immer sehr sehr lecker. Der Nachtisch passte aber nur noch gerade so rein.

Den letzten Teil der Tour fuhr dann Matthias zurück. Es hätte ein entspanntes Gleiten über die Straßen werden können, aber die meisten erhofften sich noch Punkte für die Energiewertung und schlichen so langsam auf der Landstraße, dass es auf öffentlichen Straßen schon fast an Nötigung grenzte. Aus dem Grund waren wir fast die ersten, die im Safety Park ankamen, denn überholen mit Elektroautos macht Spaß. Pedal aufs Metall und schon zischt man an den anderen (und den Traktoren, die von der Apfelernte kamen) vorbei.
Im Safety Park erwartete uns eine kleine Ankommensfeier. Aus der versprochenen Runde über den Park wurde aber leider nichts, es war nur ein kleiner Bogen zum endgültigen Abstellen der Fahrzeuge zu fahren. Es gab einen Willkommens-Sekt auf einem Silbertablett serviert, ein weiteres Gruppenfoto und dann war es auch schon Zeit, zum letzten Hotel zu fahren.
Die Ankunft im Hotel war eher ernüchternd. Four Points? Wofür vier Punkte? Es war ein Businesshotel an der Messe Bozen. Teure Zimmer, aber wenig Qualität für den Preis. Dass jetzt die Nutzung des Internetanschlusses extra zu bezahlen war wirkt bei einem modernen Business-Hotel wie ein Anachronismus. Oder eine gewollte Einnahmensquelle dank der online-abhängigen Business-Gäste. (WLAN nur in der Lobby und für 5 EUR am Tag. Ethernetanschluss auf dem Hotelzimmer? 7,70 EUR am Tag). Dies nur als Anmerkung, denn sich darüber zu beschweren, wäre ein Jammern auf Ortler-Niveau!

Dafür kam der Aufzug direkt aus der Hölle. Wir waren im 6. Stock und durften teilweise bis zu 5 min warten, bis wir endlich einsteigen konnten. Im obersten Stock gab es einen Spa-Bereich, natürlich kostenpflichtig und im 1. Stock einige Konferenzräume.
Ich fuhr noch schnell zum Hotel Laurin zurück, um mein Notebook abzuholen, denn diesen Rucksack wollte ich nicht mit dem normalen, etwas rustikaleren Kofferservice transportieren lassen.
Dann ging es zum Umziehen und mit dem Bus zum Messner Mountain Museum Firmian auf Schloss Sigmundskron. ((http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Sigmundskron)) Das Schloss hatte nur für uns außerhalb der Öffnungszeiten die Tore auf und es empfing uns wieder eine wunderbar passende Live-Musik. Zum Abschluss der Tour erwarteten uns fünf Gänge, teilweise über die Burg verteilt. Daher machten wir einen kleinen Nachtspaziergang mit Zwischenstationen.
Nach dem Spaziergang folgte das eigentliche Hauptmenü im dortigen Restaurant. Man zeigte uns einige Bilder der Tour und einen Film, der während der Tour gedreht wurde. Im Anschluss daran kam das Dessert und es kam zur Siegerehrung. Das Siegerpaar war absolut überrascht und konnte es wohl selber nicht ganz glauben. Beim Verlesen des Siegergeschenks waren wir übrigens ganz froh, nicht gewonnen zu haben. Was wollen wir zwei miteinander vier Tage in einem Wellnesshotel? 😉 Ernüchternd stellten wir fest, dasss es uns nach diesem Austragungsmodus praktisch unmöglich gewesen wäre, auf den vordersten Plätzen zu landen. Dafür hatten wir einfach viel zu viel Spaß und landeten im Mittelfeld.

Hier nochmals das Menü, weil es einfach so sehr liebevoll und passend zu den ganzen Touren komponiert wurde!

Das Thema war: 5 Routen – 5 Gänge – 5 Weine

1) ANTIPASTO: Lammschinken mit Steinpilzen und Rucola Erdäpflblattl auf Sauerkraut, dazu Kerner 2011 . Rielingerhof

Passend zur Route „Die Historische“: Sie ist wie eine Reise durch die wechselvolle Geschichte Südtirols. Seit hunderten von Jahren widmet sich das Kloster Neustift dem Wein. Das Aushängeschild im nördlichsten Anbaugebiet Italiens ist die Rebsorte Kerner. Frisch, rassig, en vogue.

2) KALTE VORSPEISE: Rote-Bete-Salat mit roh mariniertem Forellenfilet, dazu Radoar Müller 2011. Radoar Hof

Passen zur Route „König Ortler“, welche mit Sonne und Licht spielt. Karge Sonnenhänge kontrastieren mit sattgrünen Talböden und weißen Gletschergipfeln. Der Müller Thurgau entwickelt aus kühlen Nächten und heißen Tagen ein ideales Verhältnis von Säure und Frucht.

3) WARME VORSPEISE: Polentanocken mit Kaninchen und weißer Traube, dazu Gewürtstraminer 2010. Weingut Lentsch

Passend zur Route „Die Weinstrasse“, die eine farbenprächtige Reise durch den Süden Südtirols ist. Der Gewürtstraminer, der dort zu Hause ist, ist ein charakterstarker Speisenbegleiter mit goldenen Reflexen und unvergesslichen Aromen.

4) HAUPTSPEISE: Rindsschulternahtl in Lagreinsauce mit Schupfnudeln und geschmorten Kartoffeln, dazu Lagrein 2009. Glassierhof

Passend zur Route „Sellaronda“: Die Dolomiten leuchten in der Dämmerung, ein rubinzartes Rot, welches auch der Lagrein in sich trägt. Dieses abendliche Leuchten der bleichen Berge nennt man im Ladinischen „Enrosadira“

5) DESSERT: Mousse von der Sarner-Latschen-Schokolade, dazu Rosenmuskateller 2012. Ansitz Waldgries

Passend zur Route „Die Sagenhafte“. Auf dieser Route liegen Erzählungen und Erinnerungen an eine ferne Zeit. Der Rosenmuskateller ist rar und ein guter Begleiter beim abendlichen Blick auf den Rosengarten.

Spät ging es zurück zum Hotel und müde fielen wir in unsere Betten.

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