New York, 3.Tag, Samstag 11.12.2010

[picasaView album=’NYC03′ directview] Die Circle-Line (( http://www.circleline42.com/new-york-cruises/browse.aspx?type=&productid=2 )) ist eine Bootsfahrt rund um die Insel Manhattan in drei Stunden, oder nur um den unteren Teil in zwei Stunden, was an diesem sehr kalten Samstag für uns die Option (( Semi-Circle Line )) war.
Das Frühstück nahmen wir diesmal im Ottomanelli, ein, einem Eckladen gegenüber der gestrigen “Frühstücks-Oase” (( NiceMatin )). Es dauerte einige Minuten und kostete etwas Mühe, radebrechend die Dienstleistungskräfte von unseren ungewöhnlichen europäischen Frühstücksriten zu überzeugen. Gestärkt fuhren wir wieder zum Times Square, der uns mit seiner permanenten Geschäftigkeit inzwischen immer vertrauter wurde, und beschlossen die 42th Street nach Westen zum Pier 83 zu gehen. Nach ein paar Blocks blies bereits ein kräftiger eisiger Wind um die Häuserecken und die gefühlte Temperatur ging gegen -10°C. Da wir zwei Stunden auf dem Wasser verbringen wollten, war mir sofort klar, dass ich noch unbedingt eine weitere Kleidungsschicht benötigen würde. Beim nächsten Geschäft für Sportbekleidung kaufte ich mir ein dünnes Langarmshirt für 15$, um es sofort als zusätzliche Zwiebelschicht unter meiner Jacke anzuziehen. Die Ansage, zwei Stück für 20$ war ein direkter Treffer in mein Einkäuferherz und ich trug fortan ein Plastiksackerl zusätzlich mit mir. Wir verließen das Geschäft und stapften zügig weiter nach Westen in Richtung Pier 83 am Hudson-River.
Diese langen Weiten der Häuserschluchten wurde uns in dem Moment bewusst, als die Straße plötzlich bis zum Horizont ins schier Unendliche zu gehen schien. Wir wunderten uns immer mehr, warum wir nicht endlich den Hudson River zu Gesicht bekamen und wir kamen auf die geniale Idee, die Strasßenschilder als Orientierungshilfe zu nutzen. Dadurch bemerkten wir mit großem Schrecken, dass wir anstelle der 42th Street nach Westen, die 7th Avenue nach Süden gegangen sind. Die Wurzel dieser peinlichen Orientierungslosigkeit wurde uns auch dann sogleich bewusst: Das Geschäft, in dem ich meine Zwiebelschicht hinzufügte, war ein Eckgeschäft mit Eingangstüren an jeder Seite. Wenn man da an einer anderen Seite den Laden verlässt, bewegt man sich natürlich um 90° in die falsche Richtung. Extrem dämlich, dies erst 10 Blocks später zu bemerken. Wir waren nämlich fast bis zur 30th Street nach Süden gegangen. Etwas zügiger mäanderten wir uns wieder weiter nach Norden und Westen, um dann doch noch rechtzeitig vor 10:00 Uhr am Pier 83 anzukommen.
Nach der obligaten Fotofalle, ein grüner Hintergrund, vor dem sich ausnahmslos jeder ablichten lassen muss bevor er auf’s Boot steigt, ging es aufs Oberdeck, wo eine neugierige Möve keck am Dach hin und her stolzierend von oben herab die Passagiere musterte.
Während der Tour befand sich ein weißhaariger älter Herr an Deck und erklärte mit einem Mikrofon bewaffnet sehr viele Details während der kleinen Rundreise. Es ging nach Süden vorbei an Ellis Island bis zu Miss Liberty, dann um den Südzipfel von Manhattan hoch zum Eastriver bis auf die Höhe vom Central Park und wieder zurück zum Pier 83 auf der Höhe der 42. Straße.
Das dichtgedrängte Programm lies uns nicht viel Zeit und wir durchpflügten die Häuserschluchten in Richtung 31. Strasse Ecke 5th Avenue. um dem Empire State Building aufs Dach, oder besser gesagt: auf die Aussichstplattform zu steigen.
Bereits ein Block vorher werden wir sofort als Touristen erkannt und man bot uns sehr aufdringlich Tickets an, doch wir winkten mit dem Citypass ((Citypass New York)) und lassen uns gleich den Weg zum Eingang zeigen. Die beeindruckende Eingangshalle sogleich hinter uns und wir reihten uns in eine Schlange von ebenfalls wartenden Besuchern ein. Wir schritten durch das unvermeidliche Sicherheitstor wie am Flughafen und das Pflichtfoto vor grünem Hintergrund mussten wir ebenfalls wieder über uns ergehen lassen. Man sagte uns dass man eine Stunde anstehen müsse, aber durch die permanente Abwechslung dauerte es gefühlte 20 Minuten.
Endlich oben angekommen (( Es sollen über 80 Fahrstühle im Gebäude vorhanden sein )) bot sich uns ein Anblick, den man so schnell nicht wieder vergessen wird. Trotz unzähliger vieler Bilder, die man im Netz findet, ist es doch ein Riesenunterschied, wenn man selber am eigenen Körper mit allen Sinnen diesen Anblick erleben und erfahren kann. Dieses rauschende Brummen, Rumoren, Gehupe, entfernte Kojak-Sirenengeheul und Gewusel von Menschen und Autos kann man schlecht auf einem Bild festhalten. Leider wird der Ausblick durch die vorhandenen Gitterstäbe etwas eingeschränkt.
Die Abfahrt gestaltete sich wieder im Stau der anderen Mitbesucher, die ersten 10 Stockwerke wurden wir über Treppen geleitet, da die Fahrstühle etwas überlastet waren.
Endlich wieder am Boden angekommen bemerkten wir erst, dass uns mal wieder so richtig die Sohlen brannten. Klaus entdeckte beim Marsch auf der 33.Straße Richtung Osten an einem Koreanischen Friseurladen ein Schild welches uns eine Linderung in Form von Fuß-Massage verheißen sollte. Sogleich buchten wir den Service für 30min und ließen uns die Füße und Rücken massieren.
Mit den renovierten Laufwerkzeugen ging es sich wieder bedeutend angenehmer und wir beschlossen zurück zum Times Square zu gehen.
Auf dem Weg dahin wurden wir von einem sprechenden Klo angeworben, die Charmins Restrooms aufzusuchen. Da die öffenetlichen Toiletten nicht so leicht zu finden waren, nahm ich das Angebot sehr gerne an. Ich stellte mich somit selbstlos als Toilletenpapier-Tester zur Verfügung.
Wir beschlossen noch nach SOHO zu fahren und in der Green Street die Gallerie (( www.mimiferzt.com )) unserer Nachbarin aus der Oyster Bar zu besuchen.
Das SOHO (( www.sohonyc.com )) ist ein Szeneviertel Manhattans und bedeutet South of Houston Street. Es ist berühmt für seine „Gußeisenarchitektur“ und seine Künstler-Szene. Auf den Straßen verkaufen schrille Leute ihre Kunstwerke, man hat das Gefühl eher in einer europäischen Stadt als in Manhatten zu sein.
Gegen Abend wurde es dann auch Zeit, mal wieder richtig essen zu gehen und ein Steak-Haus aufzusuchen. Was wir damals wiederum nicht wussten, war der Umstand, dass der gemeine New Yorker ((oder auch der gemeine Amerikaner)) erst am Abend sein Hauptessen einnimmt, und das sehr gerne nicht im eigenen Heim sondern auswärts.
Das Ergebnis sah dann folgendermaßen aus: Vor jedem Restaurant stand trotz eisiger Kälte eine brav aufgereihte Schlange von Menschen, und harrte geduldig dem Einlaß entgegen. Entsetzt über diese bis zu 30m langen Menschenreihen tönte ganz pragmatisch der Satz “It’s worth for it” aus der Menschenreihe. Wir trauten dieser für uns sehr ungewohnten Situation nicht und beschlossen auf eigene Faust weniger belagerte Restaurants aufzusuchen. Doch vergeblich: Mit anhaltender Suche und knurrigem Magen fielen wir dann über eine Schnellpizza-Bude ein und gönnten uns je eine Slice, also ein Stück Pizza, wobei das “Stück” natürlich aus einer Riesenpizza entnommen wurde und für unsre europäischen Kleinmägen ausreichend war. Erschöpft fielen wir wieder in unsere Betten.

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