WIEN, 1. Tag: Achten Sie nicht auf das Riesenrad….
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…sowas lenkt Sie nur ab, wie es sich oft schon bewiesen hat wird Ihre Zeit viel zu knapp.
Genauso wie es Reinhard Fendrich in seinem Song „Haben Sie Wien schon bei Nacht geseh’n“ beschrieben hat, fühlten wir uns auch. Unsere Zeit war einfach viel zu knapp, weswegen wir uns auch auf das Zentrum um den 1.Bezirk beschränkten. Wien hat nun auch uns endlich gesehen. 🙂 Als Österreicher eigentlich eine Schande, noch nie in der Bundeshauptstadt gewesen zu sein. Als die übliche WIEN-Woche in der Schule an stand, kamen ein paar Kultur-Ignoranten in der Klasse auf die glorreiche Idee, lieber eine Sportwoche zu organisieren. Logisch! Was soll man schon 1 Woche in Wien machen, ist ja sicher extrem langweilig! Deppen das!
Sicher mag es ja ganz witzig sein, 1 Woche Tennisspielen, oder den Surfschein zu machen, aber das mache ich lieber im Urlaub im Süden, anstelle am Attersee abends immer in der gleichen Kneipe ein pubertäres Kampftrinken zu veranstalten. Ok, lustig war es sicher, aber WIEN wäre viel lustiger aber vor allem cooler geworden.
Nachdem ich jahrelang in vor Entsetzen weitgeöffnete Münder und Augen starren musste, dass ich als Austrianer noch nie in Wien war, habe ich diesen Umstand endlich aus der Welt geschaffen.
Vom 15. – 18.Oktober war endlich eine Städtereise angesagt.
Dank gesammelter Membershipmeilen konnte der Flug quasi umsonst gebucht werden. Das Hotelzimmer bekamen wir auch zum Weekendspecial im Interconti mit kostenlosem Upgrade bei Verfügbarkeit. Natürlich durfte ich noch als Kurier für eine Firma tätig werden und eine Wärmebildkamera für eine Baustelle in Schwechat mitnehmen. Aber als Handgepäck ging das locker mit.
Mit Rollkoffer und kleinem Trolli bewaffnet ging es donnerstags früh bei frostigen -1°C los. Wir checkten am Terminal 2 in Frankfurt ein und frühstückten eine Kleinigkeit beim gelben Schotten. Dabei trödelten wir solange rum, dass wir an der Personenkontrolle in einen Stau gerieten, und den Boarding-Termin um 15min versäumten. Irgendwie ein komisches Gefühl, wenn man am Gate schon mit Namen angesprochen und erwartet wird. Sobald wir im Bus waren, gingen die Türen zu, und es ging ab zum Vorfeld wo die FlyNiki schon auf uns wartete.
Nach ungefähr 1h Flug landeten wir bei leichtem Schneetreiben in Schwechat. Das Auschecken ging flott über die Bühne, und nach der Übergabe der Wärmebildkamera fuhren wir mit dem Taxi in die Stadt.
Immer höher, verzierter und prunkvoller wurden die Fassaden je mehr wir uns Richtung Stadtmitte bewegten. Das Interconti ist von außen ein sehr schmuckloser, ja geradezu hässlicher Kasten, als ob Erich Honecker einen Plattenbau ganz billig nach Wien verkauft hätte. Irgendwie wirkt er fast beleidigend angesichts der umliegenden schönen Häuser mit ihren schmucken Fassaden.
Zum Glück sieht es innen ganz anders aus. Wie es sich für ein 5-Sterne Hotel gehört, empfängt uns ein Hotelpage am Taxi, welches direkt vor die regengeschützte Tür fährt, öffnet die Türen und packt unsere Koffer aus dem Taxi und trägt sie sogleich in die Empfangshalle. Diese ist so, wie man es sich in einem Top-Class Hotel auch vorstellt: Sehr groß, sehr gutes Raumgefühl, tiefe Teppiche, ein genereller Rot-Ton verleiht dem ganzen Ambiente eine gewisse Schwere, ja sogar unterschwellige Wichtigkeit der ganzen Einrichtung.
Am Tresen fragte ich dann, ob ein Zimmer für Upgrade frei sei, der nette Herr schmunzelte dann süffisant und meinte, dass ich wohl Glück hätte, es wäre ein Upupupgrade zu einer Suite im Club-Bereich mit eigenem Check-In.
Er drückte meiner verdutzten Erscheinung eine Chipkarte in die Hand, mit der ich dann im Aufzug die Wähltaste für den 12.Stock freischalten konnte.
Dort oben im letzten Stock des Kastens konnten wir dann in der Club Lounge entspannt einchecken und uns am Buffet laben, bis die Suite bezugsfertig war.
Die kleine Wohnung auf Zeit lag einen Stock tiefer und empfing uns mit einem sehr großzügigen Wohnraum mit eigenem Flachschirm-TV an der Wand und das durch eine große doppelte Schiebetür getrennte Schlafgemach. Dieses hatte natürlich auch einen eigenen TV auf der Kommode stehen.
Als wir uns gerade umsahen, klopfte es an der Tür und ein Kellner brachte uns einen Willkommensgruß vom Hotelchef persönlich: Ein 0,375er Flasche Champagner und Pralinen, frisches Obst. Irgendwie kamen wir uns sehr wichtig und umhegt vor.
Nachdem wir mit dem Champagner angestoßen und uns ausgeruht hatten, machten wir uns auf den Weg, um den 1. Bezirk zu erkunden. Da es ziemlich windig war und noch regnete, ließen wir uns einen Schirm vom Portier geben und wagten uns ins nächtliche Wien. Die erste Adresse, die wir ansteuern wollten, war die Wollzeile, zum Figlmüller , wo es sensationelle Schnitzel geben soll. Durch beeindruckende Fassadenwälle gingen wir am Stadtpark vorbei. Der kräftige Wind drohte öfters mal den Schirm umzustülpen, aber mit eleganten Reaktionen konnten wir gut der heimtückischen Luftströmung entgehen.
In der Wollzeile angekommen, sahen wir bereits eine lange Schlange VOR der Eingangstüre. MIST! Aber schlau wie ich bin, rief ich sofort dort per Handy an und fragte nach einem freien Tisch für 2 Personen. Denkste! Es ist eine Tagung in Wien und die sind übers ganze Wochenende ausgebucht, ich könne aber gerne 50m weiter in der Bäckerstraße probieren, da gäbe es auch einen Figlmüller.
Diesen Tipp nahmen wir dann gerne an und ließen die penetrante Warteschlange links liegen, um in der Bäckerstraße aufzuschlagen. Dort wartete aber auch schon eine Schlange an der Theke, was mich zu einem weiteren Anruf verleitete. Vielleicht kann ich ja da mal einen Tisch tel. reservieren. Dort meinte der freundliche Herr „Ois is ooosgebucht, oba kemmans nua hea, wenns nua zwaaa Läädln sääds, kriags eh schnöll an Blooz. Hungrig is no kana bei uns ham gonga“ Auf gut Deutsch: Alles ausgebucht, aber 2 Personen kriegen schnell einen Platz und es sei auch noch niemand hungrig nach Hause gegangen.
Tatsächlich mussten wir nur gefühlte 5min an der Theke warten, bis uns der Kellner im Gewölbekeller einen Platz zugewiesen hatte. Genauso flott standen die 2 großen Schnitzel am Platz, auf allen Seiten mindestens 1 cm über den Tellerrand hängend. Dazu leckeren Vogerl und Gurkensalat.
Gesättigt verließen wir den Schnitzeltempel und machten uns auf, wieder zurück ins Hotel zu laufen.