ADAC eRallye Tag 1 – Safety Park

Tag 1: Safety Park Bozen,
Überführung der Fahrzeuge nach Bozen, die erste Tour

Sonntag, 23.09.2012/79,4 km
Bozen/Safety Park (Kennenlernen der Fahrzeuge und ca. 120 Min. Fahrtraining)
Bozen – Welschnofen – Karersee – Tiers – Bozen

Route 1. Tag
Route 1. Tag

Nachdem am Abend allen Licht emmitierenden Dioden im Zimmer das Leuchten verboten wurde, und wir nicht allzu spät ins Bett kamen, traf uns der Weckerklang wie ein kräftiger Nackenschlag mit einem frisch gefangenen großen kalten Fisch.
Das Aufstehen, Duschen, Anziehen und zum Frühstück torkeln verlief im Zombie-Modus.
Nachdem die ersten Einheiten von köstlich duftendem Kaffee die Lebensgeister wieder aus der dunklen Ecken meines Kopfes hervorgelockt hatten, konnte ich den Frühstücks-Saal mit seiner altehrwürdigen Architektur genussvoll auf mich einwirken lassen:
Ein geschätzt 6m hoher Raum mit einem Buffet, dass es einem den Atem verschlägt. Frisch gepresster Orangensaft, Obstsäfte, Wasser, Müsli Cornflakes, Wurst, Käse, Schinken, Brote und Teigwaren in allen nur erdenklichen Variationen. Sogar die Croissants gab es in vier verschiedenen Variationen:

  • mit Marmelade
  • mit Nougat
  • mit Marzipan
  • ohne Füllung.

Eine halbe Stunde später tauchte auch Matthias auf und machte unser Team komplett. Es blieb noch etwas Zeit zum schwatzen und um 07:30 wurden wir mit dem Bus zum Safety Park gebracht. Dort angekommen teilte man uns in Gruppen auf. Ein Teil durfte zuerst einen abgesteckten Rundkurs abfahren, mit leichten, aber auch scharfen Kurven und einer kleinen Wasserstelle.
Jeder Teilnehmer durfte auf dem Rundkurs eine Runde mit jedem Fahrzeug fahren, um die Fahrzeuge mit ihren speziellen Eigenschaften kennen zu lernen. Schon an der Stelle zeigte sich, welches Fahrzeug die nächsten Tage richtig Spaß machen würde.
Der zweite Teil im Safety Park bestand für uns darin, die Fahrzeuge auf der Kartbahn bewegen zu dürfen. Die Kartbahn hat einen besseren Grip und wir übten die Kurven ordentlich anzufahren. Jeder durfte zwei Runden pro Auto fahren, wobei meiner Erinnerung nach es zu wenig Leafs gab und daher eine Gruppe zweimal mit einem iOn fahren musste.
Wir ließen es uns nicht nehmen es richtig mit allen Fahrzeugen krachen zu lassen. Also Beschleunigung und Kurvenverhalten auszutesten. Es stellte sich heraus, dass dieses Wissen bei der späteren Tour noch wichtig werden könnte.
Allen Fahrzeugen gemein war das sehr spontane Anfahren und das vollkommen ohne die bekannten Geräusche eines aufheulenden Verbrennungsmotors.

Meine ersten oberflächlichen und sehr subjektiven Wertungen verliefen so:

  • eSmart: Typisch smart und sehr ausgereift, sehr wertig verarbeitet, beschleunigt sehr heftig.
  • Peugeot iOn: Sehr schmales hasenkistenartiges Auto, aber mit 4 Türen, trotzdem narrensicheres und untersteuerndes Fahrverhalten.
  • Nissan Leaf: Sehr kompletter Eindruck, wirkt stabil, schwerer als der iOn und ist gut verarbeitet.
  • Ampera: Komplettes Auto, alles wie gewohnt, aber auch sehr kräftig im Antritt. Der einzige Hybrid, der aber nur vom E-Motor angetrieben wurde.

Am Ende der ersten Kontaktaufnahme stand die Überführung der Fahrzeuge nach Bozen auf den Waltherplatz bevor. Wir fuhren zwar im Konvoi los, doch wurden wir bereits recht früh durch Kreuzungen und Ampeln getrennt. Das überaus exakte Roadbook machte sich zum ersten Mal bezahlt. Man kann nicht oft genug erwähnen, dass es aller Navigationsgeräte ( die jedem Auto zur Sicherheit beigelegt wurden ) zum Trotze, unersetzlich war und eine super Idee dazu!

Am Waltherplatz angekommen, staunten wir nicht schlecht, was die SMG ((Südtiroler Makretinggesellschaft)) mit dem ADAC da alles organisiert hatten: Der komplette Platz war abgesperrt und in der Mitte war ein großer Würfel aufgestellt. Zu jeder Seite des Würfels gab es pro Hersteller 6 Parkplätze mit jeweils 6 Ladegeräten. Nach dem Rückwärtseinparken bekam jedes Auto ein Schild davor mit den technischen Daten, damit sich zufällig vorbeischlendernde Passanten informieren konnten.

Da der Aufladevorgang für 3 Stunden eingeplant war, wurde die Zeit mit einem Briefing und einem Kochkurs sinnvoll genutzt.

Nach der Erklärung der ersten Fahrt zum Karersee wurden die Teams in vier Gruppen aufgeteilt, Kochschürzen verteilt und auf die Pavillons losgelassen. In jedem wurde ein eigenes Gericht gekocht:

  • Spaghetti mit Tomaten Mozarella
  • Selbstgemachte Bandnudeln mit Wild Ragout
  • Südtiroler Apfelstrudel mit Mürbeteig
  • Speckknödel

Wir wurden der Abteilung für die Speckknödel zugeordnet. Matthias blieb etwas im Hintergrund, während ich mich voll ins Geschehen stürzte. Neugierige Passanten blieben interessiert stehen und gaben mehr oder weniger sinnvolle oder hilfreiche Kommentare ab.
Am Ende wurden alle gekochten Gerichte selbst gegessen, natürlich vom Restaurant unterstützt, welches den Kochkurs betreutet. Wir fühlten uns aber schon nach dem zweiten vollgestopft. Dieses Gefühl sollte uns aber übrigens für den Rest der Tour erhalten bleiben. Das Restaurant servierte am Ende noch Eiskaffee.

Nach dem Mittagessen ging es wieder in die Autos zur ersten echten Tour zum Karersee über das Eggental und zurück. Den ersten Abschnitt zum Karersee fuhr ich, die dort startende Gleichmäßigkeitsfahrt machte dann Matthias. Wir fuhren am ersten Tag den Nissan Leaf. Ein nettes Auto, aber die Fahrt in ihm war einfach viel zu kurz, um ihn richtig kennenzulernen.
Oben am Karersee angekommen, warteten bereits einige der unzähligen Helfer auf uns und hatten einen großen Bereich für uns reserviert. Der See selber hatte einen ziemlich niedrigen Wasserstand. Verständlich aber am Ende des Sommers.
Ein “ORF-Pressemann” stand entgeistert vor einem Opel Ampera und meinte mit hilfesuchendem Blick, dass sein Akku alle wäre und er nicht weiterfahren könne. Ihm wurde vom Opel-Presseteam erklärt dass es ein “Elektro-Auto” sei.
Ich versuchte den Mann zu beruhigen, indem ich die Motorhaube seines silbernen Amperas öffnete und ihm den Benzin-Motor mitsamt Ölpeilstab neben den dicken, wulstigen Stromleitungen des E-Motors zeigte. Als ich kurz ausführte dass er einen Otto-Motor als Range-Extender an Bord habe, und der sofort anspringt und die Akkus für den E-Motor mit Strom versorgt, entspannten sich seine Züge im Gesicht. Zur Strafe für meine kompetente Aufklärung erkor er mich auch gleich für ein Interview mit dem ORF aus.
Matthias wäre gerne länger geblieben und um den See gelaufen, aber es ging nach nicht einmal 20 Minuten schon weiter.
Bei der Fahrt zurück nach Bozen war Matthias der Fahrer. Es war die erste Wertungsfahrt, die als Aufgabe eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 38 km/h, verlangte aber wir nicht wussten wie lange die Strecke ist. Dabei haben wir nicht besonders gut abgeschnitten, da wir uns erst einmal die richtige Taktik zulegen mussten. Dass der Leaf eine ziemlich exakte Durchschnittsgeschwindigkeitsanzeige hat, haben wir leider zu spät bemerkten. Wir waren zu langsam, da wir anfangs zu verhalten und zu sehr verbrauchsoptimiert gefahren sind.
Zurück in Bozen parkten wir wieder auf dem Waltherplatz, welcher auch die ganze Nacht durch von Carabinieris bewacht wurde, und gingen rüber ins Hotel.
Dort zogen wir uns sehr schnell um, denn nur wenige Minuten später sollten wir uns in der Lobby mit den anderen Treffen, es stand der Herstellerabend auf unserer Liste.
Der Herstellerabend war eine Podiumsdiskussion im Museum für zeitgenössische Kunst mit Vertretern der Fahrzeughersteller, die die Fahrzeuge für die Rallye zur Verfügung gestellt hatten. Die Fragen an die Vertreter durften am Vorabend von den Teilnehmern auf Zettel geschrieben werden. Matthias seine Frage kam zum Schluss, sie war auch fies und damit die Abschlussfrage: „Sie haben 22.500 EUR. In welchem Jahr werden Sie sich ein Elektrofahrzeug, das 500 km Reichweite hat, kaufen können?“ Die meisten Vertreter versuchten sich geschickt aus der Schlinge zu ziehen, es gelang aber so wirklich keinem. Am Ende mussten sie zugeben, dass es von der Akkutechnik abhängt, man aber davon ausgeht mit Lithium-Luft-Akkus in den nächsten 5-10 Jahren sehr große Fortschritte zu machen.
Für mich war aber auch ein wichtiger Gedanke neu hinzugekommen:
Ein E-Auto, das für die Stadt konzipiert wird, braucht keinen Akku für 500km, da selten längere Strecken als 150km gefahren werden. Da sind die Kommunen in der Pflicht Ladestationen aufzustellen, alleine packen das die Hersteller nicht. Sobald aber Projekte politisiert werden, kann sich sowas sehr lange hinauszögern.
Vor dem Diskussionsteil gab es aber noch einen Empfang mit anfänglich vier Gängen Spezialitäten aus Südtirol. Es folgte der Diskussionsteil, der etwa bis 21 Uhr dauerte. Danach ging der Empfang weiter und die „Hauptgänge“ folgten. Insgesamt waren es 11 Gänge. Matthias hat sich in weiser Voraussicht irgendwann ins Bett verabschiedet, während ich mir von einem Opel-Techniker noch die Technik des Amperas im Detail erklären ließ.
Das war der erste echte Tag. Er fühlte sich an wie drei Tage in einem. Es sollte so weitergehen.

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