ADAC eRallye Tag 2 – Sellaronda

Tag 2: Die Sellaronda

Montag, 24.09.2012/147,5 km
Bozen – Kastelruth – Panidersattel – Wolkenstein – Grödnerjoch – Passo Campolongo – Passo Pordoi – Sellajoch – Wolkenstein – Bozen

 

Die Sellaronda
Die Sellaronda

Um 06:30 der erneute Nackenschlag, diesmal mit einem noch größeren und kälteren Fisch und noch mehr Nachdruck. Allerdings wurde es durch das wiederum sensationelle Frühstückserlebnis im Hotel etwas abgemildert . Beim Briefing wurden wir nochmals darauf aufmerksam gemacht, dass diese Etappe durchaus ihre Tücken hat und alle Verantwortlichen schon leicht angespannt sind, ob wir das auch alle schaffen, ohne dass ein Teilnehmer mit waidwundem Akku liegen bleibt.

Ab etwa 8:15 ging es los auf die Sellaronda. Matthias fuhr die erste Etappe. Er hatte schlecht und viel zu kurz geschlafen und den Tag in Trance zugebracht. Es ging über Kastelruth und Seis auf den Nives Platz in Wolkenstein zum Nachladen. Dort bot sich ein ähnliches Bild, wie in Bozen: Man hat den Strom für die e-Karren aus mehreren Ecken herangekarrt, da es noch keine Infrastruktur gibt, um über 25 Elektrofahrzeuge gleichzeitig zu laden.

In Wolkenstein sollte es laut Plan eine kleine Wanderung ins Langental zur Ciampac Hütte ((http://www.baitaciampac.com)) geben oder eine eBike-Tour dorthin. Die kleine Wanderung bzw. die eBike-Tour war aber nur ein kurzes Stück Laufen zu einer Berghütte mit – wer hätte es gedacht! – Verkostung! Es gab wieder Südtiroler Spezialitäten. Speck, Graukäse, Hugo. Die Hütte lag direkt an einem Skilift und war vermutlich nur für uns reserviert. Leider war der gesamte Tag eher bewölkt und am Ende nass. Man hat nur wenig von den Dolomiten gesehen.

Nun könnte man wieder davon ausgehen, dass das außergewöhnlich reichhaltige Buffet auf der Berghütte unser Mittagessen gewesen wäre. Aber wir hätten es uns fast denken können, dass dies nur eine kleine Vormittagsjause war. Nach einem kurzen Fußmarsch ging es zurück zum Nivesplatz und zum Mittagessen ins Hotel Nives. Kürbiscremesupee, Risotto. Es war viel, es war lecker und das Tiramisu als unverzichtbarer Nachtisch einfach göttlich. Die sehr deutlich mahnenden Signale aus der Magengegend ließen es leider nicht so richtig zu, alles bis zum Schluss mit gebotener Andacht zu genießen.

Nach dem Mittagessen ging es weiter, wir machten den Fahrerwechsel zur Wertungsprüfung und den Rest der Sellaronda-Tour – zurück nach Bozen. Die Gleichmäßigkeitsprüfung war lang, etwa 52 km. Am Ende lagen alle Teams sehr dicht beieinander, was uns etwas stutzig machte, da man auf so einer langen Strecke eigentlich größere Abweichungen erwartete. Matthias hatte leider ein Problem mit seiner Stoppuhr auf seinem Smartphone. Ich war schon sehr stolz, dass wir 3 Pässe rein elektrisch gefahren sind, als plötzlich von Matthias eine hektische Meldung kam. Inhalt: Wir sind viel zu langsam unterwegs. Das hieß also, dass ich den Schnitt deutlich erhöhen musste, allerdings war nur mehr das Sellajoch bergauf als Wegstrecke übrig. Ab diesem Zeitpunkt war der Ampera genau das richtige Auto für uns. Durch die tiefliegenden schweren Akkus hat der Wagen ein sehr gutes neutrales Fahrverhalten, speziell die neutrale Lage in den Kurven und der extrem spontane Antritt des E-Motors waren die reine Freude. Es wurde alles, was im Weg rumstand, mit einem Kick aufs Pedal sofort lautlos überholt, wenn zwei Busse hintereinander fuhren wurden eben beide auf einmal überholt.

Diese lautlose Urgewalt die einen nach vorne schiebt, ja drückt, wirkt so sehr anders, dass man sich wie in einem Raumschiff vorkommt, das lautlos durch das All beschleunigt.

Der Benzin-Motor musste ganz gut Energie in die leeren Akkus pumpen und heulte gequält – zwar gut gedämmt, aber dennoch deutlich hörbar – auf. Wir überholten alle vor uns Gestarteten bis auf einen Ampera. Oben am Sellapass hielt Thomas Kroher, der Leiter von Test und Technik der ADAC Motorwelt, noch mal eine sehr rührende Ansprache. Man konnte förmlich spüren, wie stolz und erleichtert er war, dass niemand liegen geblieben war. Nach einem Gruppenfoto ging es wieder zurück nach Bozen ins Hotel. Der Regen wurde etwas stärker, aber mit einer sportlichen Fahrweise hatten wir dann damit auch noch unseren Spaß.

Die Tagestour mochte vorbei gewesen sein, der Tag selbst war aber noch lange nicht beendet. Um 18:45 holte uns der Bus ab und brachte uns zur Laimburg. Wir waren vom Landeshauptmann (vergleichbar mit dem Ministerpräsidenten in deutschen Bundesländern) zur Weinprobe im Felsenkeller (( http://www.laimburg.bz.it/)) eingeladen. Man sagte uns, dass man den Felsenkeller nicht mieten kann, sondern nur hineingelassen wird, wenn der Landeshauptmann es will.

Die Herausforderung diesmal war jener Umstand, dass wir diesmal auf quasi nüchternen Magen im Schnelldurchgang 8 Weine vorgestellt bekamen, 4 weiße und 4 rote.

 

Darunter so wohlklingende Namen wie “Südtiroler Gewürztraminer „Elyònd“ DOC”

 

“Die Farbe ein kräftiges Goldgelb. Rosen, Lavendel und Zuckerfeigen prägen das Duftbild. Die angenehm begleitende Säure vermittelt Eleganz und Finesse. Opulent und ausgewogen; trocken.”

Elyònd = mutige Bergprinzessin mit goldenem Haar

 

Oder bei den Rotweinen der Südtiroler Lagrein Riserva „Barbagòl“ DOC

 

“Die Farbe ein funkelndes Granatrot. Im Bukett sind Kirsche und Eichenholz angedeutet und bestens eingebunden. Weich beim Eintritt, kompakt und kräftig im Mittelbereich. Lang anhaltend

und mit feiner körniger Herbe im Abgang; trocken.”

Barbagòl = Hexenmeister, der die Sinne verzaubert

 

Nachdem wir vom Sommelier in poetischen Sätzen mit den Weinen bekannt gemacht worden waren, hielt der Landeshauptmann einen “kurzen” Vortrag über das Land Südtirol, und die wirtschaftlichen Leistungen speziell im Wein und Obstanbau.

Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass wir nach der Weinprobe an ein sehr umfangreiches Buffet geführt wurden, welches auch sehr schmackhafte Dessert-Variationen für unsere Gaumen bereit hielt. Nach einem Rundgang durch die verschiedenen Tunnelgewölbe, die in den Felsen gesprengt wurden, um dann als Lagerstätte für die Fässer zu dienen, ging es um ca 22:00 Uhr mit dem Bus wieder zurück ins Hotel Laurin.

Dort packten wir bereits unsere Sachen wieder zusammen, da der Umzug nach Meran bevorstand.

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